Lebenskunst

„Die menschliche Angst wurzelt in der Furcht vor dem Abgetrenntsein.“ – Erich Fromm

Aber auch im Verbundensein, im sozialen Gefüge, wurzelt Angst! So wie das Stachelschwein-Gleichnis von Arthur Schopenhauer zeigt. Oink!


„Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich an einem kalten Wintertage recht nah zusammen, um sich durch die gegenseitige Wärme vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder von einander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so dass sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.

So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: keep your distance! – Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden.

Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.“

Arthur Schopenhauer, Stachelschwein-Gleichnis

Interessant ist Schopenhauers letzte Aussage: Selbstliebe („innere Wärme“) mache uns unabhängiger vom Stachelschweindilemma.

Oft findet sich in der Philosophie dieses Ideal des Einzelgängers, des Einsiedlers, der scheinbar losgelöst von der Gesellschaft leben kann. Ich halte das für eine gefährliche, unmenschliche und feige Idee. Sie lässt das Individuum verkümmern, weil sie der zwischenmenschlichen Konfrontation aus dem Wege geht. Wir sind soziale Schweine! Wir brauchen die Reibung. Wir brauchen Mitmenschen um uns herum. Sie erden uns. Erst in Kontakt mit anderen können wir uns selbst besser kennen lernen und uns weiterentwickeln. Ist der Mensch nur in sich selbst versunken, verliert er den Kontakt zur Welt und zu sich selbst.

Letztlich muss jeder von uns ein Gespür entwickeln, wie viel Abgetrenntsein und Verbundensein ihm gut tun. Wichtig dabei ist, erstmal beide Seiten überhaupt zu kennen. Um sie dann später im eigenen Leben zu erkennen. So hat man die Optionen gleich zur Hand und kann den Umständen entsprechend auswählen.

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